„Annes Kampf“ im Impulsehaus Engen – Ein Abend gegen das Schweigen

Sammy Blum SAM Entertainment Sammy Blum
Veröffentlicht am 01. Dezember 2025

Annes Kampf im Impulsehaus Engen
„Annes Kampf“ im Impulsehaus Engen | Foto: SAM Entertainment

Am 19. November 2025 spielten wir „Annes Kampf – Anne Frank vs. Adolf Hitler“ im Impulsehaus Engen, unweit des Bodensees. Die Verantwortlichen des Hauses hatten uns eingeladen, weil sie ein klares öffentliches Zeichen gegen die zunehmenden rechtsextremen Tendenzen in der Region setzen wollten. Der Auslöser war ein Vorfall, der viele im Ort betroffen machte: Bei einem Partnerprojekt, das mit psychisch erkrankten Menschen arbeitet, wurde eine Fensterscheibe mit einem Stein eingeworfen. Der Stein war im Papier eingewickelt, auf dem Papier stand eine menschenveracht Botschaft: „Euthanasie ist die Lösung.“

Für das Team des Impulsehauses war dies ein Moment, der deutlich machte, dass Wegschauen keine Option mehr ist. Mit der Einladung zu Annes Kampf wollten sie einen Beitrag dazu leisten, Bewusstsein zu schaffen und den lokalen Diskurs gegen Rechtsextremismus zu stärken.

Ein umfangreicher Büchertisch – Wissen als Gegenmittel

Besonders bemerkenswert war der große und sorgfältig zusammengestellte Büchertisch, der den Abend begleitete. Er bot eine breite Auswahl an Literatur: Tagebücher, Biografien, historische Darstellungen, aktuelle Analysen zu Rechtsextremismus und politischer Sprache. Der Büchertisch war mehr als eine Ergänzung – er war ein klares Statement: Aufklärung ist eine Voraussetzung für mündiges, aktives Handeln.

Büchertisch im Impulsehaus Engen
Der umfangreiche Büchertisch im Impulsehaus | Foto: SAM Entertainment

Das Stück und das Gespräch im Anschluss

Die Aufführung selbst folgte der klaren, reduzierten Form des Stücks: der Konfrontation zwischen Anne Franks Worten und der Ideologie Hitlers. Kurze musikalische Einlagen schufen die Räume zum Innehalten, die notwendig sind, um die Texte wirken zu lassen.

Nach der Vorstellung kamen wir mit dem Publikum ins Gespräch. Viele teilten Beobachtungen aus ihrem Alltag oder äußerten ihre Sorgen angesichts aktueller Entwicklungen. Besonders eindrücklich war die Stimme einer jungen Frau, die sagte:

„In meiner Umgebung zeigen die Jungs aus Spaß den Hitlergruß. Ich finde das nicht gut, habe aber nichts gesagt. Nach dem, was ich hier heute gesehen habe, ist es mir nun nicht mehr möglich, weiterhin nichts zu sagen, wenn in meiner Gegenwart der Hitlergruß gezeigt wird.“

Dieser Satz brachte auf den Punkt, weshalb dieser Abend so wichtig war. Das Stück wirkte nicht nur als historischer Spiegel, sondern als Anstoß zur eigenen Haltung – genau das, was die Verantwortlichen des Impulsehauses erreichen wollten.

Fazit

Der Abend im Impulsehaus Engen zeigte, wie notwendig und wirksam kulturelle Initiativen sind, wenn demokratische Werte spürbar unter Druck geraten. Die Aufführung, der Büchertisch und das offene Gespräch machten eindrücklich deutlich, dass das Schweigen Raum für Menschenfeindlichkeit schafft – und dass Zivilcourage dort beginnt, wo jemand sagt: „Jetzt nicht mehr.“

Annes Kampf und Workshops
Workshops und Theater: „Annes Kampf“ stärkt Bewusstsein gegen Hass und Ausgrenzung

Diese Workshops, sind langsam zu einem festen Bestandteil des Projekts geworden. Sie bieten Jugendlichen Raum, sich kritisch und emotional mit Themen wie Antisemitismus, Rassismus, Ausgrenzung und Manipulation durch Sprache auseinanderzusetzen. Statt reiner Wissensvermittlung steht hier der Dialog im Vordergrund. Gemeinsam mit den Schülern werden historische Mechanismen reflektiert und Parallelen zur Gegenwart gezogen - etwa zu Fake News, populistischen Rhetoriken oder gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in sozialen Medien. Die Workshops eröffnen einen geschützten Raum, in dem junge Menschen Fragen stellen können, ohne bewertet zu werden. Es geht darum, Geschichte nicht nur zu verstehen, sondern zu spüren, was Ausgrenzung und Hass bedeuten - und was man ihnen entgegensetzen kann.

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1.600 junge Menschen erleben „Annes Kampf“

Auf der Bühne standen Marianne Blum als Anne Frank und Thomas Linke als Adolf Hitler - zwei Künstler, die mit intensiver Präsenz und emotionaler Tiefe das Publikum in ihren Bann zogen. In der klaren Gegenüberstellung von Hoffnung und Hass, von Menschlichkeit und Zerstörung machten sie erlebbar, wie gefährlich Ideologien werden, wenn sie sich in Köpfen festsetzen. Ohne Effekte, allein durch Sprache und Darstellung, entfaltete sich eine Spannung, die den gesamten Saal erfasste.

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