Zwischen Hoffnung und Hass – „Annes Kampf“ in Bühl und Wiesloch

Veröffentlicht am 05. April 2025 | Autor: Sammy Eggers

JETZABA! in München
"Annes Kampf"in Palantin in Wiesloch | Foto: SAM Entertainment
Zwei bewegende Abende, zwei intensive Reflexionen mit Geschichte und Gegenwart: Am 26. März gastierte „Annes Kampf“ im Schüttekeller in Bühl, zwei Tage später folgte eine Aufführung im Palatin Wiesloch, diese Veranstaltung fand im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt und zeigten erneut, wie kraftvoll das Zusammenspiel von Text, Musik und Schauspiel wirken kann, wenn es darum geht, Geschichte spürbar zu machen.

„Annes Kampf“ ist keine herkömmliche Lesung, sondern ein theatraler Dialog zwischen zwei historischen Figuren, die einander nie begegnet sind – und deren Leben dennoch untrennbar miteinander verbunden sind: Anne Frank und Adolf Hitler. Ihre Texte, ihre Stimmen, ihre Haltungen treffen auf der Bühne aufeinander, dargestellt von Marianne Blum und Thomas Linke. Das Ergebnis ist ein ebenso verstörender wie aufklärender Blick auf zwei entgegengesetzte Welten: Auf der einen Seite das Tagebuch eines jungen Mädchens, das sich seine Menschlichkeit auch in der Bedrohung bewahrt. Auf der anderen Seite ein ideologisches Manifest, das die systematische Vernichtung von Menschlichkeit propagiert.

JETZABA! im Hoftheater
"Annes Kampf" im Schüttekeller in Bühl | Foto: SAM Entertainment
In Bühl stand vor allem die Motivation der Künstler im Fokus. In einem begleitenden Interview sprach Marianne Blum über die Entstehung des Projekts, über die Relevanz des Stücks für junge Menschen und über ihre Überzeugung, dass Kunst nicht neutral bleiben dürfe, wenn Demokratie und Vielfalt unter Druck geraten. Dass das Stück mittlerweile an Schulen, in Theatern, in alten Synagogen und Kulturhäusern zu Gast war, zeigt, wie sehr es einen Nerv trifft. Zum Artikel.

In Wiesloch war die Atmosphäre besonders dicht. Im Kontrast zwischen der leisen Stimme Anne Franks und der zunehmend wütenden Rhetorik Hitlers lag eine Spannung, die das Publikum spürbar mitnahm. Die musikalischen Einlagen – darunter jiddische Lieder und bekannte Stücke aus der Zeit – verstärkten die Wirkung noch. Nach der Vorstellung nahm sich die Künstler Zeit für eine intensive Diskussion mit dem Publikum. Es ging um Fragen der Verantwortung, um aktuelle Parallelen zur politischen Gegenwart, aber auch um das, was der Abend mit den Anwesenden persönlich gemacht hat. Zum Artikel

Besonders eindrücklich war die Schilderung der psychischen Belastung, die die Rolle des Hitler-Darstellers mit sich bringt. Thomas Linke berichtete offen, wie sehr ihn das Spielen dieser Figur jedes Mal herausfordert – emotional, körperlich, menschlich. Es sei ein Balanceakt zwischen Darstellung und innerem Widerstand.

„Annes Kampf“ zeigt, wie Sprache das Denken prägt – und wie wichtig es ist, genau hinzuhören, wenn Worte wieder anfangen, in Lager zu trennen. Das Stück lässt Raum für Reflexion, für Emotion – und für die drängende Frage, wie wir unsere Gegenwart gestalten wollen.

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