Veröffentlicht am 05. April 2025 | Autor: Sammy Eggers
„Annes Kampf“ ist keine herkömmliche Lesung, sondern ein theatraler Dialog zwischen zwei historischen Figuren, die einander nie begegnet sind – und deren Leben dennoch untrennbar miteinander verbunden sind: Anne Frank und Adolf Hitler. Ihre Texte, ihre Stimmen, ihre Haltungen treffen auf der Bühne aufeinander, dargestellt von Marianne Blum und Thomas Linke. Das Ergebnis ist ein ebenso verstörender wie aufklärender Blick auf zwei entgegengesetzte Welten: Auf der einen Seite das Tagebuch eines jungen Mädchens, das sich seine Menschlichkeit auch in der Bedrohung bewahrt. Auf der anderen Seite ein ideologisches Manifest, das die systematische Vernichtung von Menschlichkeit propagiert.
In Wiesloch war die Atmosphäre besonders dicht. Im Kontrast zwischen der leisen Stimme Anne Franks und der zunehmend wütenden Rhetorik Hitlers lag eine Spannung, die das Publikum spürbar mitnahm. Die musikalischen Einlagen – darunter jiddische Lieder und bekannte Stücke aus der Zeit – verstärkten die Wirkung noch. Nach der Vorstellung nahm sich die Künstler Zeit für eine intensive Diskussion mit dem Publikum. Es ging um Fragen der Verantwortung, um aktuelle Parallelen zur politischen Gegenwart, aber auch um das, was der Abend mit den Anwesenden persönlich gemacht hat. Zum Artikel
Besonders eindrücklich war die Schilderung der psychischen Belastung, die die Rolle des Hitler-Darstellers mit sich bringt. Thomas Linke berichtete offen, wie sehr ihn das Spielen dieser Figur jedes Mal herausfordert – emotional, körperlich, menschlich. Es sei ein Balanceakt zwischen Darstellung und innerem Widerstand.
„Annes Kampf“ zeigt, wie Sprache das Denken prägt – und wie wichtig es ist, genau hinzuhören, wenn Worte wieder anfangen, in Lager zu trennen. Das Stück lässt Raum für Reflexion, für Emotion – und für die drängende Frage, wie wir unsere Gegenwart gestalten wollen.
#WeRemember
Am 7. März 2025 spielten wir „Annes Kampf“ vor 500 Jugentlichen in der Aula des Cato Bontjes van Beek Gymnasiums in Achim. Dieser Aufführungsort verlieh dem Stück eine besondere Bedeutung: Cato Bontjes van Beek, die Namensgeberin der Schule, teilte ein tragisches Schicksal mit Anne Frank. Beide waren jung, beide voller Lebenswillen – und beide wurden vom NS-Regime ermordet.
WeiterlesenAm 28. Februar 2024 spielten wir "Annes Kampf" im Stadttheater Lippstadt. Die Doppelveranstaltung umfasste eine Vormittagsvorstellung für die Schülerschaft und eine Nachmittagsvorstellung für das öffentliche Publikum. Doch kaum war der letzte Vorhang gefallen, überschlugen sich die politischen Ereignisse auf beängstigende Weise und unterstrichen die bedrückende Aktualität unseres Theaterstücks.
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